„… an dem Geschehen in der Welt mitverantwortlich“
Martin Niemöller lebt mit seiner Frau Else Niemöller und den Kindern von 1931 bis zu seiner Verhaftung 1937 im Pfarrhaus. Ab 1933 treffen sich im Pfarrhaus oppositionelle Theologen und Mitglieder der Bekennenden Kirche.
Die Ausstellung im Martin-Niemöller-Haus dokumentiert die Geschichte der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem. Sie erzählt von den Männern und Frauen, die mutig die Freiheit des Glaubens und die Freiheit der Kirche gegen den Zugriff der Nationalsozialisten verteidigten.
Martin Niemöller – ein Leben im Widerspruch
1931 übernimmt Martin Niemöller eine Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem. Es ist die erste Pfarrstelle des Westfalen, sein erster Dienst als Pfarrer in einer Gemeinde. Martin Niemöller lebt sich gut ein und wird zu einem leidenschaftlichen Prediger. Er ist ein Nationalkonservativer, wählt 1933 die NSDAP und begrüßt die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Als nur wenige Monate später auf Grundlage des „Arierparagraphen“ „nichtarische“ Pfarrer und Mitarbeitende der Kirche ihre Stellen verlieren, gründet Martin Niemöller mit anderen zusammen den Pfarrernotbund und die Bekennende Kirche. Er kritisiert mutig die staatliche Kirchenpolitik, er benennt nationalsozialistisches Unrecht. Martin Niemöller wird ständig überwacht. In den Gottesdiensten in der St.-Annen-Kirche und in der Jesus-Christus-Kirche sitzen Spitzel der Gestapo.

Am 1. Juli 1937 wird Martin Niemöller im Pfarrhaus verhaftet. Sieben Jahre lang wird er in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau inhaftiert.
Der Ausstellungsrundgang beginnt im früheren Arbeitszimmer von Martin Niemöller.
Gerne können Sie in der Küche des Martin-Niemöller-Hauses die Sitzecke besichtigen, in der sich oppositionelle Theologen trafen. Die Sitzecke galt anders als das Arbeitszimmer von Martin Niemöller als abhörsicher.

Die Frauen der Bekennenden Kirche – Solidarität mit den Verfolgten
Die Ausstellung dokumentiert auch die Geschichte der Frauen in der Bekennenden Kirche. Die Studienrätin Elisabeth Schmitz fordert seit 1933 ein klares Wort der Bekennenden Kirche gegen die Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Elisabeth Schmitz teilt ihre Wohnung mit ihrer jüdischen Freundin Martha Kassel, die nicht mehr als Ärztin arbeiten darf. Am Buß- und Bettag 1938 hören Martha Kassel und Elisabeth Schmitz im überfüllten Gemeindesaal in Dahlem eine Predigt von Helmut Gollwitzer. Gollwitzer geht auf die Pogromnacht ein und fordert die Gemeinde zur Solidarität mit den Jüdinnen und Juden auf – eine Ausnahme im Deutschen Reich.
Elisabeth Schiemann ist Naturwissenschaftlerin. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernehmen, lehrt sie als außerplanmäßige Professorin. 1934 wird sie Mitglied der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem. Elisabeth Schiemann äußert sich öffentlich gegen die „Rassentheorie“ der Nationalsozialisten und hilft versteckt lebenden Menschen.
Grenzen von Widerstand
Die Ausstellung erinnert an den Widerstand von Christinnen und Christen, sie erzählt von der Solidarität mit Verfolgten. Dokumentiert werden aber auch das Versagen der Kirche und Grenzen von Solidarität.
Die Ausstellung ist ein Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlem in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Projektleitung: Pfarrer Oliver Dekara
Kuratorin: Martina Voigt
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Peter Steinbach